Pfleger und Krankenschwestern sind die Arbeitsgruppen, die besonders häufig mit Rückenproblemen zu kämpfen haben. Eine 2012 durchgeführte Studie der BWG belegte, dass insgesamt zwei von drei Pflegekräften unter Rückenschmerzen leiden. Diese Statistik macht sich insbesondere an den durchschnittlichen Fehltagen im Pflegeberuf bemerkbar: Die Zahlen belaufen sich schätzungsweise auf 21 Krankheitstage pro Jahr.
Somit ist der Krankheitsstand im Pflegebereich der höchste von allen Berufen in Deutschland und führt nicht selten zu einem Teufelskreis innerhalb der Pflegebranche: Gesunde Pfleger müssen notgedrungen die Arbeit ihrer kranken Kollegen übernehmen, was in physischer als auch in psychischer Hinsicht eine extreme Mehrbelastung darstellt. Die Folge sind in vielen Fällen Burnouts oder langfristige gesundheitliche Schäden. Doch warum sind ausgerechnet Pfleger häufig von Rückenschmerzen betroffen? Wenn Sie selbst im Pflegeberuf arbeiten, wissen Sie besser als jeder andere, dass der Arbeitsalltag durch einseitige und belastende Bewegungsabläufe gekennzeichnet ist. Sei es das regelmäßige Anheben von Patienten, das Tragen von schweren Arzneikisten oder das Verstellen einzelner Bett-Rückenlehnen – Pfleger haben oftmals schwerere Lasten zu tragen als manch ein Bauarbeiter. Kein Wunder, dass da Muskel- und Skeletterkrankungen vorprogrammiert sind. Doch nicht nur physische Faktoren tragen zu den hohen Krankheitsausfällen bei. Insgesamt 77% des Pflegepersonals arbeitet in Schichtdienst, während über 90% auch an Sonn- und Feiertagen zur Arbeit antreten müssen. Hinzu kommen psychische Probleme, wie mangelnde soziale Anerkennung, ständiger Zeitdruck und ein dürftiger Lebensunterhalt. All diese Faktoren machen Pfleger besonders anfällig für Rückenschmerzen. In einer Studie des Deutschen Bundesverbandes für Pflegeberufe gab knapp ein Drittel des Pflegepersonals an, sich auf der Arbeit überfordert zu fühlen.
8 Tipps für Pfleger, um Rückenschmerzen präventiv vorzubeugen
Leiden Sie selbst unter Rückenbeschwerden oder möchten Sie ihnen präventiv vorbeugen? Meine 8 Tipps sollen Ihnen dabei helfen, auch während der Arbeit für einen gesunden Rücken zu sorgen. Lassen Sie uns gemeinsam den Rückenschmerzen das Handwerk legen!
1. Bewegen Sie sich regelmäßig und legen Sie kleine Workouts ein
Keine Medikamente sind so wirkungsvoll wie regelmäßige Bewegung. Das gilt nicht nur für Ihren Feierabend – auch während der Arbeit sollten Sie abwechslungsreiche und schonende Bewegungen in Ihre Arbeitsabläufe integrieren, um effektiv Verspannungen vorzubeugen. Denn nur mit Bewegung lässt sich der Rücken effektiv stärken. Auf der Arbeit eignen sich am besten kurze 5-Minuten Workouts für die Entlastung von Rücken, Nacken oder Schultern.Legen Sie gleich los!
2. Nehmen Sie an Schulungen für rückenschonendes Arbeiten teil
Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob diese Schulungen für rückengerechtes Arbeiten anbieten. Oftmals werden diese auch an Volkshochschulen, Fitnessstudios oder anderen Sportvereinen angeboten. Dort lernen Sie unter Beaufsichtigung wichtige Hebe-, Entspannungs- oder Beugetechniken, um einseitige Körperbelastungen zu reduzieren.
3. Schieben Sie Gegenstände anstatt Sie zu heben
Fragen Sie sich stets, ob ein Gegenstand wirklich angehoben werden muss. Nicht alle Lasten müssen getragen werden. Wenn Sie Gegenstände öfter mit dem Fuß oder Bein anschieben, freut sich vielleicht nicht der Fußboden, aber umso mehr Ihr Rücken.
4. Verwenden Sie richtige Atemtechniken und spannen Sie Ihre Muskulatur beim Heben an
Zu allererst: Bevor Sie eine schwere Last an einen anderen Ort tragen, öffnen Sie alle Türen, damit Sie unnötiges Bücken durch Auf- und Absetzen des Gewichts vermeiden. Heben Sie das Gewicht niemals ruckartig, sondern entspannt und langsam an. Beim Anheben sorgen Sie für Anspannung in der Bauch- und Rückenmuskulatur. Atmen Sie bewusst ein. Haben Sie das Gewicht vom Boden abgehoben, atmen Sie wieder aus.
5. Halten Sie schwere Lasten möglichst dicht am Körper
Stellen Sie sich einen Baukran vor: Je weiter die Gewichte vom Mast entfernt sind, desto weniger kann er tragen. Genauso sieht es mit Ihrem Körper aus. Tragen Sie schwere Gegenstände, sollten Sie diese so dicht wie möglich am Körper halten, um Ihre Wirbelsäule zu entlasten. Benötigen Sie für ein Gewicht beide Hände, tragen Sie diese dicht am Bauch. Lasten, die mit einer Hand getragen werden können, sollten Sie so nah wie möglich an den Oberschenkeln tragen. Falls möglich, verteilen Sie Gewichte auf beiden Körperseiten gleichmäßig, um einseitige Belastungen und Fehlhaltungen zu vermeiden.
6. Nehmen Sie beim Heben die richtige Ausgangsposition ein
Ob beim Anheben von Patienten oder beim Tragen von schweren Kisten – die richtige Ausgangsposition spielt eine wichtige Rolle. Nehmen Sie vor jedem Anheben die Grätschstellung ein und stellen Sie Ihre Füße je nach Gewicht weiter auseinander. Müssen Sie einen Patienten am Bett anheben, stützen Sie sich mit den Knien an der Bettkante ab.
7. Trainieren Sie Ihre Faszien
Was sind eigentlich diese "Faszien"? Falls Sie noch nie etwas von diesem Begriff gehört haben, ist das kein Wunder. Denn unsere Faszien wurden jahrelang in der Wissenschaft vernachlässigt. Faszien gehören zu den wichtigsten Bestandteil unserer Sinnesorgane und sind Teil des Bindegewebes, dessen Laufbahnen sich über den ganzen Körper erstrecken. Neue Erkenntnisse zeigen, dass Faszien ein häufiger Auslöser für Verspannungen sind – gerade bei mangelnder Bewegung und einseitigen Belastungen neigen sie dazu, zu verkleben und Rückenschmerzen hervorzurufen. Aus diesem Grund ist ein gezieltes Faszien-Training wichtig, um Verspannungen zu lindern. Auf Youtube finden Sie zahlreiche Übungen, um die Elastizität Ihrer Faszien zu trainieren.
8. Reduzieren Sie unnötigen Stress
Psychische Probleme und anhaltender Stress wirken sich negativ auf unsere Skelett- und Rückenmuskulatur aus und führt zu Verspannungen. In Stresssituationen werden vom Körper verschiedene Hormone ausgeschüttet, welche unsere Schmerzwahrnehmung reduzieren. Oftmals werden beim Arbeiten Schonhaltungen eingenommen, welche die Schmerzen vorübergehend hemmen. Doch sobald der Stress nachlässt, werden Sie Ihre Verspannungen merklich spüren. Durch anhaltende psychische Belastungen erhöht sich das Risiko für chronische Rückenschmerzen, da Muskeln und Faszien dauerhaft angespannt bleiben.Versuchen Sie daher soweit es geht, stressige Situationen zu meiden. Oftmals neigen wir dazu, uns zu viele Gedanken zu machen, die für zusätzliche Belastung sorgen. Bewahren Sie daher stets einen kühlen Kopf und machen Sie sich bewusst, dass Sie stressiges Verhalten in keiner Situation weiterbringen wird. Planen Sie außerdem jeden Tag, sich nach Feierabend etwas Entspannendes zu gönnen. Das wird Ihnen beim Überstehen Ihres Arbeitstages helfen!
Fazit: Angemessene Bewegung und Stressreduzierung hilft gegen Rückenschmerzen
Im Pflegeberuf begünstigen zahlreiche Faktoren die Entstehung von Rückenschmerzen. Versuchen Sie daher, sich an die genannten Tipps zu halten und täglich mindestens einen Tipp in Ihren Arbeitsablauf zu integrieren. Letztendlich kann jede kleine Veränderung einen großen Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten. Das P_WERK Team wünscht Ihnen viel Erfolg!